Siegener Zeitung vom 12.06.2019
Rother Stein
Fachausschuss informierte sich über Umkehrosmose zur Deponiewasserklärung Aus schwarzer Brühe wird klares Wasser:
Feinstes Vlies macht dies möglich.
win ■ Gelegentlich tagen die Mitglieder des Umwelt- und Strukturausschusses des Kreises Olpe außerhalb des Kreishauses, und so war es bei der jüngsten Zusammenkunft des Gremiums das Verwaltungsgebäude des Olper Entsorgungszentrums, in dem die Mitglieder unter dem Vorsitz von Thomas Gosmann (SPD) zusammenkamen. Das hatte einen Grund: Teil der Tagesordnung war ein Ortstermin an der nahe gelegenen Kläranlage, in der aus dem giftigen Deponiewasser nahezu der gesamte Schmutz herausgefiltert wird.
Nachdem Herbert Kranz als neuer Sachkundiger Bürger für die FDP-Fraktion vereidigt worden war, informierte Hubertus Winterberg von der Südwestfalen-Agentur über den aktuellen Stand des Strukturförderprogramms „Regionale“ (wir berichten noch). Anschließend ging es zu Fuß zur Umkehrosmoseanlage unterhalb des Deponiekörpers.
Ausschussmitglied Fred Josef Hansen (Grüne) erinnerte sich daran, wie oft hier schon technische Umstellungen erfolgt sind. Kreisdirektor Theo Melcher bestätigte: Nachdem anfangs eine Aktivkohleklärung betrieben wurde, gab es Zeiten, in denen das gesamte Wasser aufgefangen und per Tankwagen zu einer Spezialkläranlage in Leverkusen gebracht wurde. Inzwischen betreibt hier ein Dienstleister eine Umkehrosmose.
Klaus Remm, Betriebsleiter des Olper Entsorgungszentrums, erläuterte, dass der Deponiekörper gezielt bewässert werde: Eigentlich handelt es sich dabei um nichts anderes als die Behandlung des Müllbergs, um in ferner Zukunft einen reaktionsunfähigen Rest übrig zu haben, aus dem sämtliche löslichen Stoffe ausgeschwemmt sind. Dazu wurde bis vor kurzem Deponiewasser per Tankwagen wieder auf den Berg gefahren, um erneut durch den Müll zu fließen. Inzwischen wurden vorher abgedeckte Flächen wieder geöffnet, um neuen Müll einzubauen, weshalb ausreichend Oberflächenwasser eintritt.
Remm berichtete, dass die Menge des verwertbaren Deponiegases auf ein Viertel des bisherigen Höchstwertes zurückgegangen sei. Statt zwei großer Motoren laufe nur noch ein kleines Aggregat, das Strom und Wärme erzeugt. Dies zeige, dass schon beträchtliche Mengen an Biomasse abgebaut worden seien.
Das Wasser, das aus der Deponie austritt, ist schwarz. Es wird unter Druck durch feinste Vliese gedrückt, die auf der anderen Seite Wasser durchlassen, das praktisch frei von allen Inhaltsstoffen ist. Nicht einmal die natürlichen Salze sind mehr darin enthalten. Melcher: „Wir könnten dieses Wasser eigentlich so, wie es ist, in einen Vorfluter einleiten.“ Ein Bach mit ausreichendem Volumen gibt es hier aber nicht, weshalb das Wasser über eine Leitung zum Klärwerk in Attendorn gepumpt wird. Übrig bleibt flüssiges Konzentrat, in dem eine Vielzahl von Schadstoffen enthalten ist. Dieses Konzentrat wird entweder in Müllverbrennungsanlagen fein zerstäubt in die Brennkammern gespritzt und mitverbrannt oder in Spezial-Kläranlagen noch weiter konzentriert und schließlich endgelagert.
Auf die Frage, wie lange diese Klärung noch laufen muss, wusste keiner der Fachleute eine Antwort zu geben. „Jahrzehnte“, da ist sich Kreisdirektor Melcher jedenfalls sicher.