
Jugendhilfe muss früher vor Ort sein!
Diese vollmundige Aussage wird von vielen Experten, Jugendpolitikern und Verwaltungsspitzen getroffen. Jedoch darf es nicht nur bei diesen Erkenntnissen bleiben, sondern es muss gehandelt werden, fordert die jugendpolitische Sprecherin der SPD-Kreistagsfraktion, Renate Kraume.
Die SPD-Kreistagsfraktion nimmt die Tatsache, dass Früherkennungsuntersuchungen U1 bis U9 bei Kindern viel zu wenig in Anspruch genommen, Sprachstörungen und Verhaltensauffälligkeiten zu spät erkannt werden, zum Anlass, sich mit einem Modellprojekt der ehemaligen Landesregierung auseinander zu setzen und die Einrichtung eines Sozialen Frühwarnsystems für den Kreis Olpe in der Jugendhilfeausschusssitzung am 16.05.06 zu beantragen.
Das Modellprojekt : Soziale Frühwarnsysteme wurde von vier Städten, einem Kreis und dem Kinderschutzbund im Zeitraum von 2001- 2004 durchgeführt. Alle Beteiligten entwickelten in unterschiedlichsten Handlungsfeldern mit verschiedensten Kooperationspartnern Lösungsansätze der Prävention.
Soziale Frühwarnsysteme- Frühe Hilfen für Familien haben gezeigt, dass strukturierte, verlässliche und berechenbare Kooperationen von Fachkräften bei öffentlichen und freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe und des Gesundheitssystems einen wichtigen und sinnvollen Beitrag leisten. Problematische Lebenssituationen bei Kindern und Familien und innerhalb eines Sozialraums können frühzeitiger wahrgenommen, bewertet und behandelt werden.
Durch das Konzept der drei Säulen in dem Projekt: 1. Wahrnehmen, 2. Warnen und 3. Handeln, konnte in Kooperation mit verschiedenen Akteuren erreicht werden, dass Wahrnehmungen aufgenommen, weitergegeben wurden und darauf zeitnah Reaktionen und Konsequenzen folgten. Dadurch konnte verhindert werden, dass, wie in der Vergangenheit, viele Warnhinweise gegeben wurden, ohne dass ein Hilfesystem aktiv wurde.
Finden frühe Hilfen nicht statt, sind negative Folgen in der Entwicklung der Kinder vorprogrammiert.
Es ist alarmierend, dass es trotz steigender Ausgaben im Bereich der Jugendhilfe und einer Ausdifferenzierung der Angebote für Familien, nicht gelingt, bei negativen Entwicklungen von Kindern, ihnen und ihren Familien frühzeitig umfassende Hilfen anzubieten. In der Praxis sieht es eher so aus, dass die Hilfen oftmals immer noch unzureichend sind, da oft die Vernetzung der beteiligten Institutionen fehlt. Viele Familien erhalten oder nehmen erst dann Hilfe und Unterstützung in Anspruch, wenn die Probleme sich bereits deutlich vergrößert und verfestigt haben.
Das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik des Landes NRW weist für die letzten Jahre einen deutlichen Anstieg bei den Ausgaben der Jugendhilfe nach. Betrugen die reinen Nettoausgaben 1994 noch 164 pro Einwohner, so waren 2002 bereits Ausgaben in Höhe von 232 zu verzeichnen. Dies entspricht einer Steigerungsquote von 41 %.
Die SPD- Kreistagsfraktion greift diese Problematik auf und wird im Jugendhilfeausschuss des Kreises Olpe die Einrichtung eines Sozialen Frühwarnsystems in Anbindung an ein geplantes Familienzentrum beantragen.